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Sa 02.11.
18:00

Zu den Großen des sowjetischen Revolutionskinos, das Leydas Generation prägte, gehörte Oleksandr Dowschenko. Leyda begegnete ihm in Moskau im Sommer 1934, als Dowschenko die Dreharbeiten zu AEROGRAD vorbereitete, einem ehrgeizigen Filmprojekt über das Vordringen des Sowjetstaates in die Waldgebiete Sibiriens und die Fantasie einer bolschewistischen Metropole an der Pazifikküste. In seinem Buch Kino: A History of the Russian and Soviet Film (1960)beschreibt Leyda, wie ihm Dowschenko einen Auszug des Drehbuchs mit solcher Überzeugungskraft vorlas, dass er bereit war, sich der Filmexpedition nach Sibirien anzuschließen. Dazu kam es jedoch nicht. 90 Jahre später sieht man AEROGRAD mit Zerrissenheit: in Bann geschlagen von Dowschenkos und Kameramann Eduard Tissés die ganze Leinwand füllender Bildgestaltung, gleichzeitig entfremdet vom kriegerischen Pathos der Erzählung um den einsamen Jäger Gluschak, der scheinbar im Alleingang das Terrain urbar macht, indem er es von widerständigen Kulaken, aufwieglerischen japanischen Samurai und einer altgläubigen Sekte befreit.

Die politischen Filmkreise, denen Jay Leyda in New York angehörte, scheint der utopische Kern von AEROGRAD begeistert zu haben. Für eine Gruppe, die sich 1935 von der Workers Film and Photo League abspaltete, und zu der auch Leyda gehörte, wurde der Film sogar namensgebend: Sie nannten sich zunächst Nykino (nach New York) und änderten 1937 ihren Namen nach dem amerikanischen Verleihtitel von AEROGRAD in „Frontier Films“.

Der Film wird als 35-mm-Kopie aus dem Arsenal-Archiv gezeigt.

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